Das DRK im Land, international und ganz persönlich. Rotkreuz-Einführungsseminar für Führungskräfte
Am Freitag, 2. November 2018 folgten rund 20 Führungskräfte der DRK-Kreisverbände der Einladung zum „Einführungsseminar für Führungskräfte im Roten Kreuz in M-V“.
Im ersten Programmpunkt spannte Jan-Hendrik Hartlöhner, Vorsitzender des Vorstands und Geschäftsführer des DRK-Landesverbandes M-V, den Bogen von Henry Dunant und den Anfängen des DRK hin zu den aktuellen Herausforderungen des DRK in Mecklenburg-Vorpommern. Der Spagat der Wohlfahrtspflege - und damit auch des DRK - von einem großen Arbeitgeber und Dienstleister für viele gesellschaftlich notwendige und vom Staat übertragene Aufgaben und hier in Teilen im Wettbewerb mit privaten, vorwiegend wirtschaftlich orientierten Unternehmen und z. B. der traditionellen Sichtweise der reinen Fürsorgeinstitution, erzeugt in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit Spannungen. Herr Hartlöhner beschrieb den Umgang mit den Herausforderungen der letzten und nächsten Jahre; hier z. B. die Ökonomisierung von sozialen Leistungen, den demografischen Wandel, die digitale Transformation und die Auswirkungen auf Betroffene, Helfer und Fachkräfte.
Um sich den gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen konstruktiv zu stellen, braucht es Selbstreflexion und -analyse, Fehlerkultur, lernende Organisationen, Wissensmanagement, Kooperation. Zum Schluss kamen die gegenseitigen Erwartungen von Kreisverbänden und Landesverband zur Sprache und die gemeinsame Verantwortung für die Zukunft des DRK in M-V.
Christian Hörl, stellvertretender Leiter des Teams Internationale Hilfe im Generalsekretariat des DRK, berichtete den Anwesenden eindrücklich von den Einsätzen des Deutschen Roten Kreuzes weltweit, welches nie alleine agiert, sondern vor Ort grundsätzlich mit den Schwesterngesellschaften zusammen arbeitet. Das DRK ist eingebunden ist in die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung, welche mit 16.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und rund 14 Millionen Freiwilligen in über 80 Ländern weltweit hilft. Insbesondere am Beispiel der aktuellen Hilfseinsätze in Syrien und in Indonesien beschrieb Herr Hörl die einschneidenden Veränderungen, die auch in der internationalen Hilfe neue Fragen aufwerfen. Einige der lange Zeit gültigen Einsatzregeln werden hinterfragt und reflektiert an die neuen Bedingungen angepasst, z. B. brauchen die Menschen in Kriegsgebieten teilweise ganz andere und individuellere Unterstützung zum Überleben.
Beeindruckend war die Aussage, dass die Grundsätze des DRK - Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität - in der internationalen Arbeit unmittelbare Leitlinien in der täglichen Arbeit sind. Daran muss sich alles messen und nur durch die strikte Einhaltung lässt sich Vertrauen aufbauen, ob in der Hilfe bei Naturkatastrophen oder in langjährigen Kriegszuständen. Auf den Seiten des Internationales Komitees vom Roten Kreuz können Sie sich weiter informieren.
Am Nachmittag nutzte Edmund Brzezinski die Führungsgrundsätze des DRK, um die Zusammenhänge von Werten und Verhalten in der Führung von Menschen theoretisch und praktisch zu vermitteln. Die anwesenden Führungskräfte lernten das Modell der (neuro)logischen Ebenen (nach Dilts) kennen, in welchem die jeweils übergeordneten Ebenen die Informationen auf den darunter liegenden Ebenen organisieren (von oben nach unten: Vision, Sinn - Identität - Werte, Einstellungen - Fähigkeiten - Verhalten - Umfeld, Umgebung). Das Modell kann in der Eigenreflexion hilfreich sein, um eigene und fremde Verhaltensweisen einzuordnen und in die weiteren Überlegungen einzubeziehen. Das zweite vorgestellte Modell nach Bass betrifft verschiedene Führungsstile im Kontinuum von "passiv-ineffektiv" bis "aktiv-effektiv" im Sinne von transaktionaler bzw. transformativer Führung. Die theoretische Behandlung wurde lebendig, als die Anwesenden die DRK-Führungsgrundsätze (und praktische Beispiele dazu) auf ihren "Platz" im Modell hin untersuchten und einordneten.
Dieses erste Einführungsseminar für Führungskräfte im Roten Kreuz in M-V spannte den Bogen von den Herausforderungen im eigenen Land, spannenden und berührenden Informationen aus der Internationalen Arbeit des DRK und zum Schluss zurück zum eigenen Verhalten, der persönlichen Verantwortung und den eigenen Werten. Nach Meinung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten weitere Veranstaltungen folgen.
Text und Fotos: Isa Rahn